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Sternenkinder

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Bericht über eine kleine Geburt

Auf sich hören – Abwarten – Vertrauen haben – kleine Geburt

Nach einer Fehlgeburt wollten wir es ziemlich bald noch einmal wagen. Nachdem wir meinem Körper ein paar Monate Zeit gegeben hatten, um sich zu erholen, hat es mit der neuen Schwangerschaft dann direkt wieder geklappt. Allerdings war diese Schwangerschaft nicht ganz unbesorgt. Die Möglichkeit einer Fehlgeburt begleitete mich präsenter. Ich konnte mich nicht mehr so unvoreingenommen wie bei meiner ersten Schwangerschaft darauf einlassen. Irgendwie wurde die Zeit von einer Unsicherheit überschattet. So hatte ich in den ersten Wochen auch zwei echt schlechte Nächte, in denen ich das Gefühl hatte da stimme etwas nicht, sehr viele Tränen waren auch dabei.

In der zehnten Schwangerschaftswoche hatte ich den ersten Termin bei meiner Frauenärztin. Dorthin bin ich dieses Mal mit gemischten Gefühlen gegangen. Leider konnte sie keinen Herzschlag feststellen und das Kind war nicht wochengemäß entwickelt. Das tat ihr selber auch total Leid, da sie mir lieber etwas anderes gesagt hätte. Also wieder eine verhaltene Fehlgeburt. Meine Stimmung musste ich noch einordnen, sie schwankte zwischen Traurigkeit, Leere und Normalität. Ein ganz seltsames Gefühl, denn die Diagnose dieses Mal entzog mir nicht so den Boden wie beim ersten Mal. Dieses Mal hatte ich diese Option ja schon deutlich in meinen Gedanken dabei. Die Ärztin meinte, sie gehe davon aus, dass ich wieder abwarten wolle, worüber ich in der Situation ganz glücklich war, weil ich mich als Person mit meinen Wünschen geachtet und angenommen fühlte. So verblieben wir. Ich meldete mich bei Chris und sagte ihr Bescheid. Sie wolle mit mir/uns warten.

Also fing jetzt wieder das Warten an. In den folgenden Tagen versuchte ich besonders gut auf und in meinen Körper zu hören. Die Werte des Beta-hCGs bestätigten die Fehlgeburt. Ein bisschen brauner Ausfluss, ziemlich Rücken im Lendenbereich und Grummeln im Unterbauch, alles in Abwechslung mit extrem ruhigen Phasen, welche mich wiederum aber eher unruhig machten. Das Warten bis es losgeht fand ich nicht einfach. Immer wieder war ich verunsichert, ob diesmal auch wieder alles von alleine losgeht und natürlich abläuft.

Anfang der zwölften Schwangerschaftswoche hatte ich eine sehr unruhige Nacht, in der ich gegen halb vier geduscht hatte, weil ich das Bedürfnis hatte fertig zu sein. Tagsüber dann leichte Blutung mit Pausen. Am nächsten Tag war die Blutung schon periodenstark. Ich spürte einen Druck im Lendenbereich und immer wieder ein Ziehen im Unterbauch. Ich hatte das Gefühl heute tue sich was. Gegen Abend badete ich und ruhte mich noch ein wenig im Bett aus. Immerhin hatte ich schon ein wehenartiges Krampfen im Unterbauch. Dies war produktiv, denn darauf kam auch schon ein Klumpen Koagelblut und ich blieb nun im Badezimmer. Kurze Zeit später gebar ich die intakte Fruchtblase und Gewebestücke. Es blutete so stark, dass ich eine Weile über einer Schüssel hocken blieb, damit nichts verloren ging. Dann tat mir Bewegung gut, auch um mit den leichten Wehen klar zu kommen. Mein Partner war die ganze Zeit da, das tat mir gut. Unser Sohn schlief schon. Die Wehen von denen ich schreibe waren deutlich spürbar, für mich aber gut aushaltbar. Den Blutverlust bis dahin konnte ich nur schwer einschätzen, ich vermutete um die zweihundert Milliliter. Eine Stunde später notierte ich mir, dass etwas Großes rausgucke und ich vermutete, dass es die Plazenta war, die Wehen stärker wurden und ich hoffte, dass die Plazenta bald geboren werde. Allerdings ging es nur langsam voran, etwas mehr war sichtbar, hing aber noch fest und ich wollte es auf keinen Fall durch Ziehen lösen. Nach einer Dreiviertelstunde wurde die Plazenta/Fruchthülle geboren. Die Blutung wurde schwächer (wieder periodenstark). Ich war erleichtert, müde und freute mich auf's Bett.

Die Nacht war in Ordnung, Blutung hatte nur noch Periodenstärke. Morgens nochmal leichtes, wehenartiges Ziehen. Am Vormittag gleich ein Besuch von Chris zum Gespräch und um das „Geborene“ anzuschauen. Es schien alles herausgekommen zu sein. In der Fruchtblase konnten wir unser Minibaby sehen. Die Zeit und der Austausch mit Chris hat mir wieder, wie nach meiner ersten kleinen Geburt, sehr gut getan. Tagsüber konnte ich mich gut ausruhen, da mein Partner zuhause geblieben war und sich um unseren Sohn kümmern konnte. Ab und zu hatte ich noch ein leichtes Ziehen im Unterleib, Blutung wie schwache Periode. Ich war nun von meiner Ärztin für eine Woche krankgeschrieben.

Zwei Tage später haben wir die „kleine Geburt“ in einem kleinen Schächtelchen an einem für uns schönen Ort in der Nähe des anderen begraben. Unser Sohn hat währenddessen im Kinderwagen geschlafen. Wenn er wach gewesen wäre, hätte ich es ihm gerne erzählt, so passte es aber auch so für mich. In den vergangenen Tagen hatte ich ihm immer mal wieder erzählt, dass da Blut aus meiner Scheide komme und ich sehr schlapp sei.

Die Tage nach der kleinen Geburt waren eher von einer kleinen Leere und der hormonellen Umstellung geprägt. So notierte ich mir beispielsweise: Befinden gut, etwas trauriger als gestern... Stimmung bei mir in Ordnung, fühle mich leicht gedämpft… ich glaube ich werde „kratzbürstig“...

Ein paar Tage später habe ich unserem Sohn erzählt, dass da ein kleines minimini Baby in meinem Bauch war, es aber nicht mehr gewachsen ist und jetzt weg ist. Er wollte wissen wo es sei und ich erzählte ihm, dass wir es in dem Schächtelchen begraben hätten. Ich erklärte ihm auch, dass ich deshalb so schlapp und traurig gewesen war in der vergangenen Zeit, woraufhin er entgegnete, dass er die Traurigkeit für mich weg mache. Damit war es für ihn erledigt. Ich hatte zuvor immer das Gefühl ihm etwas zu verheimlichen oder vorzuenthalten (war ja auch so) und es hat mich total entlastet, als ich es ihm gesagt habe. Und dann hat er noch so überraschend und unerwartet reagiert… Das hat mich sehr beeindruckt – und getröstet.

Der Kontrollultraschall bei meiner Ärztin etwa eine Woche nach der kleinen Geburt war unauffällig. In der Gebärmutter schien noch etwas Flüssigkeit zu sein und eventuell noch etwas geronnenes Blut. Es dürfe also noch ein bisschen bluten. Im Falle von Fieber oder Schmerzen solle ich mich sofort melden. Es blutete noch ein paar Tage, dann hörte es auf. Eineinhalb Wochen später nochmal ein Besuch von Chris zum Gespräch und Formalitäten klären. Von ihr bekam ich auch einen Schrieb mit dem wir eine Bescheinigung vom Standesamt holen konnten. Diese hat jetzt einen Platz in unserem Familienstammbuch bekommen. In der Zeit nach der kleinen Geburt wurde beim Arzt immer wieder mein Beta-hCG überprüft, ob er auch absinkt. Zwei Wochen später war der Wert fast ganz unten, nach weiteren zwei Wochen war er kleiner fünf, somit alles in Ordnung.

Nicht nur physisch war wieder alles in Ordnung. Gleichzeitig war es für mich wieder die richtige Entscheidung auch dieses Mal abzuwarten bis der Prozess im Körper alleine in Gang kommt. Bei meiner ersten verhaltenen Fehlgeburt bin ich bei der Diagnose aus allen Wolken gefallen. Die Ärztin hatte mir sofort eine Überweisung für die Klinik gegeben, was ja wohl der übliche und überwiegend gewählte Weg ist. Andere Möglichkeiten wurden mir erstmal nicht vorgestellt. Für mich hat sich das sofort nicht richtig angefühlt, da ich ja weder krank noch lebensbedrohend gefährdet war. Ich hatte einfach ein Baby im Bauch, welches sich nicht weiterentwickelt hatte. Und ich dachte da müsse es doch einen anderen Weg geben. Grundsätzlich habe ich größtes Vertrauen in meinen Körper und den Frauenkörper allgemein, dass dieser das alles leisten kann. Bei der Schwangerschaft und Geburt unseres Sohnes habe ich erleben dürfen, dass alles einen natürlichen Ablauf nehmen kann. Deshalb stellte die Option in die Klinik zu gehen für mich keine Option dar. Auch der Gedanke dort dann unter Vollnarkose einen paarminütigen Eingriff zu haben und nach einer Stunde wieder nach Hause gehen zu können lösten große Bedenken bei mir aus, dass mein Körper hormonell und folglich dann auch psychisch erstmal nicht mitkommen würde. All das und Gespräche mit meinem Partner, der mich in meinen Bedürfnissen immer sehr unterstützt hat, und ein Telefonat mit Chris, bestärkten mich in meiner Entscheidung abzuwarten. Abzuwarten, bis der Körper merkt, dass die Schwangerschaft nicht mehr intakt ist und dann der natürliche Prozess einsetzt. So hatte ich das Gefühl die Zeit zu bekommen, die ich jeweils brauchte, um mich auch von der Schwangerschaft und dem kleinen minimini Kind zu verabschieden. Ich bin froh und stolz und dankbar diesen Weg (erneut) gegangen zu sein.

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