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Geburtsbericht

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Geburt von Frieder Leonard am 24.04.2020

Nachdem unsere Tochter bereits im Geburtshaus in Hagelloch geboren wurde, stand für uns sofort fest, dass wir uns auch für unser zweites Kind eine solche Geburt in schöner Atmosphäre wünschen. Zum Glück stand dem, dank frühzeitiger Anmeldung im GH und einer erneut sehr unkompliziert verlaufenden Schwangerschaft, nichts im Wege. Ich entschied mich dieses Mal dafür, nur die drei Ultraschalluntersuchungen beim Frauenarzt zu machen und für die restlichen Vorsorgetermine ins Geburtshaus zu gehen. Eine wirklich gute Entscheidung, denn nach jedem Termin verließ ich das Geburtshaus mit dem Gefühl, mich sowohl für die Schwangerschaft als auch die Geburt in guten Händen zu befinden. Und so vergingen die Wochen und plötzlich begann die Rufbereitschaft. Während unsere Tochter ein paar Tage nach dem errechneten Termin auf die Welt gekommen ist, sagte mir mein Bauchgefühl dieses Mal, dass unser Zwerg nicht bis zum ET warten würde. Doch damit sollte ich Unrecht haben. Vermutlich war es mehr die Angst, er würde sich früher auf den Weg machen und ich würde es nicht mehr schaffen, meine Abschlussarbeit für die Uni fertig zu schreiben. So kam schließlich der Tag des errechneten Termins und es deutete nichts auf eine baldige Geburt hin. Ich war noch immer ziemlich fit, wir genossen die Corona bedingte Zeit der Ruhe und Entschleunigung mit der Familie und kümmerten uns um die letzten Baustellen in der Wohnung, in die wir kurz zuvor erst eingezogen waren. Als der Kleine 10 Tage nach ET noch immer keine Anstalten machte, bald aus seiner Bauchhöhle kommen zu wollen, schlug Silke vor, ein paar sanfte Maßnahmen als Anstoß auszuprobieren. Doch weder ein Senfmehlfußbad, noch Fasten, scharfes Essen oder Nelkenöltampons brachten den erhofften Erfolg – Wehen waren weit und breit nicht in Sicht. 13 Tage nach dem ET stand dann fest – jetzt muss ein Wehencocktail her. Also trafen wir uns im Geburtshaus, Silke untersuchte mich nochmals und schrieb ein CTG. Alles war gut und bereit für die Geburt. Jetzt fehlten „nur“ noch die Wehen. Um 14 Uhr trank ich nach einem guten Mittagessen schließlich den Wehencocktail. Wir waren mittlerweile wieder zuhause und meine Eltern waren auch schon da, um, sollte es schnell gehen, direkt bei unserer Großen sein zu können und nicht erst den einstündigen Weg zu uns aufnehmen zu müssen. Der Wehencocktail schmeckte dank des Aprikosensaftes definitiv nicht so schlecht wie erwartet und nun begann die Zeit des Wartens. Ein komisches Gefühl auf jede körperliche Veränderung zu achten und zu überlegen, ob es jetzt wohl endlich losgehen würde. Da ich das Bedürfnis hatte, mich zu bewegen und das zur Ablenkung auch ganz gut war, beschlossen mein Freund und ich, einen Spaziergang zu zweit zu machen. Und tatsächlich, es tat sich ein klein wenig, der Bauch wurde zumindest ab und an etwas hart. Den Berg stapften wir gleich zweimal hoch, ich wollte nun endlich, dass es losgeht. Zurück zuhause ruhte ich mich nochmal eine Runde aus, Kräfte sammeln war schließlich auch nicht schlecht. Mein Bauch wurde weiterhin immer wieder etwas härter, doch ich wusste auch, Geburtswehen fühlen sich definitiv anders an. Aber immerhin passierte überhaupt etwas und bevor wir auf 20 Uhr nochmal ins Geburtshaus fuhren, wurde es sogar etwas häufiger und stärker. Silke schrieb nochmals ein CTG und untersuchte mich. Wehen suchte man auf der Kurve jedoch vergeblich. Und so fuhren wir wieder nach Hause und wollten nochmals einen Spaziergang machen, mein Gefühl sagte mir nämlich, dass Bewegung das Richtige sei. Und tatsächlich, im Laufe unseres einstündigen Nachtspaziergangs (es war mittlerweile schon halb 10) kamen Wehen! Wir jubelten und ich empfand große Freude, als ich am Ende des Spaziergangs in der Wehe stehen bleiben musste, um mich aufs Atmen zu konzentrieren. Es schien also tatsächlich in Richtung Geburt zu gehen. Als wir gegen 22.30 Uhr Zuhause angekommen waren, wollte ich mich nochmals hinlegen und versuchen zu schlafen. Doch die Wehen wurden in rasantem Tempo stärker und eine Stunde später war ich schon am Tönen. Nach dem Messen der Abstände war klar, lass uns sofort Silke anrufen, denn die Wehen kamen schon alle 3 Minuten. Silke sagte, wir sollten sofort losfahren. Da war es bereits 23.50 Uhr. Die 20-minütige Fahrt ins Geburtshaus war sehr anstrengend. Die Wehen wurden immer stärker und häufiger und ich wollte einfach nur noch im Geburtshaus ankommen. Um 0:10 Uhr fuhren wir endlich auf den Parkplatz und Erleichterung machte sich breit. Wir hatten es geschafft! Ich veratmete noch eine Wehe auf der Autotür lehnend, bevor uns drinnen im Geburtshaus Silke begrüßte. Und da kam auch schon die nächste Wehe. Ich stürzte in Richtung Bett, ging in den Vierfüßler und krallte mich am Bett fest. Ich hörte nur, wie Silke zu meinem Freund sagte: „Da muss ich gar nicht erst untersuchen, ich rufe gleich Inna an!“. Doch sie sollte es nicht mehr pünktlich schaffen. Es ging plötzlich alles ganz schnell, nach ein paar Wehen verspürte ich bereits den Drang zu pressen. Und dann war da auch schon das Gefühl, das Köpfchen würde kommen. Zeit zum Bett überziehen oder Taschen auspacken blieb da nicht mehr. Auch die Herztöne konnte Silke fast nicht mehr einfangen, so tief war der kleine Zwerg schon in meinem Becken. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf die Wehen, das Atmen, das Schieben Richtung der warmen Kompresse, die Silke in irgendeiner Wehenpause noch gezaubert hatte und mir an den Damm legte. Mein Freund massierte mir den unteren Rücken und war ganz bei mir, obwohl auch er von der Geschwindigkeit dieses Geburtsverlaufes etwas überrumpelt war. Als das Köpfchen schon kommen wollte, öffnete Silke die Fruchtblase um den Weg frei zu machen. Kurz darauf schob sich der Kopf auch tatsächlich durch das Becken. Silke sprach mir Mut zu, mitzuschieben, dass auch der restliche Körper folgen würde und bremste mich, als ich voller Energie auch außerhalb der Wehe weiterschieben wollte. Ein letztes Mal gab ich alles und dann war er da! Da lag er unter mir auf der Matte, so wunderschön und perfekt, und wir konnten unser Glück kaum glauben. Eine Weile schauten wir ihn einfach nur an, lauschten seinem ersten Schrei und staunten über dieses kleine große Wunder, das nur 20 Minuten nach Ankunft im Geburtshaus nun vor uns lag! Nach einer Weile fragte ich meinen Freund, ob er denn gesehen habe, ob es ein Junge oder ein Mädchen sei. Im Vorfeld wussten wir das nämlich nicht, es sollte eine Überraschung sein. Er sagte, er glaube, es sei ein Junge. Und er hatte Recht. Herzlich willkommen auf unserer Welt, Frieder Leonard! Nach der ersten Zeit des Staunens nahm ich ihn hoch und wir legten uns auf das Bett. Mittlerweile war auch Inna da und unterstützte Silke. Wir kuschelten als Familie im Bett und Frieder schaute uns mit wachen Augen an. Nach einer Weile schnitt der Papa die auspulsierte Nabelschnur durch und kurz danach spürte ich auch die ersten Nachwehen. Die Plazenta wurde geboren und Silke untersuchte sie auf ihre Vollständigkeit. Alles war gut, auch wenn man schon die ersten verkalkten Stellen entdecken konnte, welche sich auf die lange Terminüberschreitung zurückführen ließen. Ganz in Ruhe wurde dann die U1 durchgeführt und Frieder wurde von Silke liebevoll mit einem Lied auf unserer Welt begrüßt. Bevor wir uns Richtung Zuhause aufmachen konnten, mussten noch meine Geburtsverletzungen versorgt werden. Doch dank der Betäubung und des unfassbaren Glücksgefühls, unseren gesunden und munteren Zwerg nun endlich in den Armen zu halten, spürte ich kaum etwas davon. Nachdem alle Sachen zusammengepackt waren, verabschiedeten wir uns von Silke und Inna und machten uns gegen 4:00 Uhr müde und gleichzeitig voller Energie auf den Weg nach Hause. Dort begrüßte Frieder gleich mit einem beherzten Schrei seine große Schwester und seine Großeltern und wurde auch von diesen voller Wärme und Liebe auf der Welt begrüßt.
Liebes Geburtshaus-Team, liebe Silke, herzlichen Dank, dass wir auch dieses Mal eine Schwangerschaft und Geburt in ruhiger Atmosphäre und voller Optimismus erleben durften. Eure kompetente, rücksichtsvolle und positive Herangehensweise vor, während und nach der Geburt haben dafür gesorgt, dass wir uns noch lange sehr gerne an die Zeit und die Erlebnisse erinnern werden.

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