Geburt von Till am 14.09.2019
Unser erster Sohn musste nach zehn Stunden, die ich am stationären CTG auf dem Rücken liegend verbracht hatte, per Notkaiserschnitt geholt werden. Ich musste nach dem Aufwachen aus der Narkose stundenlang warten, bis ich mein Kind sehen durfte, mein Mann war vom vielen Starren auf Monitore und zwischen unserem Kind und mir hin und her springen vollkommen erledigt – kurz, die Geburt unsers zweiten Kindes sollte anders werden.
Bei den ersten Gesprächen im Geburtshaus konnte ich beim Berichten über diese Erlebnisse kaum die Tränen zurück halten und Silke empfahl mir, eine Bindungsanalyse zu machen, um die erste Geburt zu verarbeiten und einen guten Kontakt zum Kind in meinem Bauch herzustellen. Obwohl ich anfangs skeptisch war, habe ich sehr von der Arbeit mit Bettina Duesmann profitiert.
Aufgrund des vorrangegangenen Kaiserschnitts war eine Entbindung im Geburtshaus nur bis zu einer Woche nach Termin möglich. Glücklicherweise entschied sich unser Kind SSW 40+5 am frühen Abend sich auf den Weg zu machen. Nach einer Wanderung setzten erste Wehen ein und wurden bald regelmäßiger, so dass ich gegen 20 Uhr Anja anrief, die Silke, die inzwischen im Urlaub war, vertrat. Sie war gerade mit einer anderen Geburt beschäftigt. Eine gute Stunde später rief sie zurück und wir vereinbarten, dass wir noch vorbei kommen sollten, solange die andere Familie noch da wäre. Während der Fahrt hatte ich alle drei Minuten Wehen, nach der Ankunft wurden die Abstände zunächst größer.
Anja untersuchte mich etwa um 23 Uhr und teilte uns mit, der Gebärmutterhals sei noch nicht verstrichen und die Geburt in etwa zwanzig Stunden zu erwarten. Wir könnten uns überlegen, ob wir die Nacht im Geburtshaus verbringen oder nochmals heimfahren wollten. Sie würde gerne heim gehen und ein wenig ausruhen. Während die andere Familie entlassen wurde und wir eigentlich nach Hause aufbrechen wollten, wurden meine Wehen sehr schmerzhaft, so dass ich mir unmöglich vorstellen konnte, zwanzig Stunden durchzuhalten.. Anja bot an zu bleiben und ließ mir ein Bad ein, was ich allerdings nur mäßig entspannend fand. Sehr hilfreich waren dagegen die Globuli, die Anja fand. Mit einigen weitern Tipps und der Feststellung, dass der Muttermund bereits zwei Zentimeter geöffnet war, kam ich bald viel besser mit den Wehen zurecht.
Ich vergaß die angesetzten zwanzig Stunden und war im Augenblick und in der nächsten Wehe und vor allem bei meinem Kind. Die Geburt ging nun gut vorran, zwischen 2 und 3 Uhr platzte die Fruchtblase. Ich war sehr froh, nicht in der Klinik zu sein, da ich schon die wenigen notwendigen Messungen mit dem Dopton als störend empfand und ich meinen Rhythmus und meinen Bewegungsspielraum brauchte.
Verfrüht setzten Presswehen ein und Anja, die mich bis dahin hatte meine Sache machen lassen, leitete mich an, um das Kind mittels geeigneter Haltung etwas zu bremsen. Ein Buscopanzäpfchen ließ den Muttermund schneller weich werden, Anja und mein Mann wärmten die Tücher für das Baby und schließlich konnte unser Sohn sich im warsten Sinne des Wortes binnen einer Wehe mit Kopf und Körper ins Leben stürzen. Nach einem kurzen Quäken fing er an, sich umzuschauen und lag bald warm und gemütlich an meiner Brust. Die Geburt hatte seit der ersten Untersuchung nicht zwanzig sondern nur sechs Stunden gedauert.
Die Nabelschnur durfte eine halbe Stunde auspulsen, auch die Nachgeburt kam erst reichlich spät , beides hätte in der Klinik sicherlich nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen dürfen. Insgesamt herrschte nach der Geburt eine sehr ruhige und vergnügte Atmosphäre. Nach U1 und einem kleinen Frühstück verließen wir gegen 9.00 Uhr morgens zu dritt und sehr glücklich das Geburtshaus.
Unser Dank gilt Anja, die trotz "Doppelschicht" voller Empathie Tills Geburt begleitet hat, Pia, die als Unterstützung in der letzten Phase dazu kam und Silke, die uns während der Schwangerschaft viele Sorgen genommen hat.
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