Geburt von Anna-Maria am 23.04.2018
Dass eine Geburt außerhalb einer Klinik stattfinden könnte, war für mich vor der Schwangerschaft überhaupt kein Thema, dass es auch ein Geburtshaus gibt, wusste ich bis dahin nicht.
Erst meine Hebamme machte mich beim ersten Gespräch darauf aufmerksam.
Mein Mann und ich informierten uns ausgiebig darüber und entschlossen gemeinsam uns in Tübingen anzumelden.
Allein die Atmosphäre, die über die Homepage ausgestrahlt wurde und die zahlreichen positiven Geburtsberichte überzeugten uns, dass dies der richtige Ort für die Geburt unseres ersten Kindes sein wird.
Umso enttäuschter waren wir, als wir nur auf die Warteliste kamen.
Erst etwa 2 Monate vor ET überbrachte Silke uns die freudige Nachricht, dass für uns ein Platz frei geworden ist.
Die sich bis dahin angesammelten Fragen und Unsicherheiten wurden in den Vorgesprächen ausgiebig geklärt und mir wurde eine große Sicherheit von allen Hebammen vermittelt, die ich dabei kennengelernt habe.
Und so kam der Tag, als sich unsere kleine Tochter auf den Weg machte.
Schon am Tag zuvor merkte, ich dass sich mein Körper anders verhält. Ich war angespannt, wollte nicht zu einem Geburtstagsfest mitgehen und sagte auch die am nächsten Tag anstehende geburtsvorbereitende Akupunktur ab.
Auch die Nacht war sehr unruhig, weder ich, noch mein Mann konnten einschlafen. Da er am nächsten Tag zur Arbeit musste, beschloss er die Nacht auf dem Sofa zu verbringen in der Hoffnung, auf ein bisschen Ruhe und Schlaf.
Etwa um 2 Uhr merkte ich wie etwas Flüssigkeit aus mir heraustropfte. Unerwartet ruhig und gelassen machte ich den Test und es war tatsächlich Fruchtwasser.
Silkes Rat aus den Vorgesprächen folgend legte ich mich wieder ins Bett und versuchte – vergebens- zu schlafen. Die ersten leichten Wehen setzten auch direkt ein, waren jedoch so gut auszuhalten, dass ich wenigstens etwas dösen konnte.
Etwa um 5 Uhr informierte ich meinen Mann, dass er nicht zur Arbeit fahren braucht, da wir den Tag höchstwahrscheinlich im Geburtshaus verbringen würden.
In freudiger Erwartung legte er sich wieder ins Bett und wir unterhielten uns noch entspannt, bis auf einmal um 6 Uhr mit unerwartetem gepolter die Fruchtblase richtig platze.
Von da an ging es plötzlich ganz schnell.
Die Wehen wurden auf einmal sehr kräftig und kamen schon in 5-7 Minuten Abstand und ich konnte währenddessen kaum noch sprechen.
Etwas unsicher, wie wir vorgehen sollten, riefen wir Chris und Silke an, die an diesem Morgen Schichtwechsel hatten und uns sagten, wir sollen direkt losfahren.
Es geschah, was geschehen musste und wir kamen direkt in den morgendlichen Berufsverkehr, sodass wir erst nach 1,5 Stunden Autofahrt endlich von Silke im Geburtshaus herzlich empfangen wurden.
Ich wollte zu diesem Zeitpunkt von niemanden etwas wissen und legte mich nur auf das Bett in der Hoffnung, die Wehen besser veratmen zu können, da mir die lange Autofahrt sehr zugesetzt hatte.
Silke lies mir jeden Freiraum und stieß liebevoll mögliche Veränderungen der Position an und schlug mir einen Wechsel in die Badewanne vor, wie ich es mir im Vorgespräch gewünscht hatte.
Das Bad hatte eine entspannte Wirkung und ich hatte die Möglichkeit mich phasenweise erholen zu können. Ich bat Silke nachzuschauen, was die Wehen bisher bewirkt hatten. Als sie sagte, der Muttermund sei bereits 7 cm offen war ich sehr froh und motiviert.
Jedoch war recht schnell klar, dass die Wanne entgegen meinen Vorstellungen nicht der richtige Ort für mich ist – zu wenig Halt hatte ich darin.
So wechselten wir in das „Schlafzimmer“ und ich wurde von Silke durch ihren Zuspruch und ihre Einfühlsamkeit, aber auch durch ihre große Sicherheit und Fachlichkeit durch jede Wehe begleitet.
Es ist schon ein sehr außergewöhnlicher Zustand in dem man sich dabei befindet. Wie in Trance habe ich mich gefühlt, die Schmerzen waren erstaunlicherweise und entgegen meinen ganzen Befürchtungen auszuhalten und ich hatte nie das Bedürfnis Schmerzmittel zu verlangen. Das Ziel war mir immer klar vor Augen – ich mache das für unser Kind und mit unserem Kind, damit wir es bald in den Armen halten können.
Als die Presswehen begannen war ich dennoch erleichtert, dass das Ende bald in Sicht war. Julia und die Hebammenschülerin Sonja kamen dann auch direkt dazu.
Ich selbst habe davon nicht viel mitbekommen, doch mein Mann sagte mir, er dauert wohl nicht mehr lange, da sie schon alles für das Kind vorbereiten.
Ich schöpfte erneut Kraft und wurde durch alle Anwesenden enorm bestärkt nochmal alles zu geben.
Silke leitete mich an, immer wieder die Position zu wechseln um es unserem Kind einfacher zu machen. Das war nicht unbedingt immer schön und angenehm, doch merkte ich, wie verschiedene Positionen ihr den Weg besser zeigten.
Dann, auf einmal sagte Silke, ich könnte, wenn ich wollte, das Köpfchen ertasten. Ein unglaubliches Gefühl und mir wurde klar, bald können wir tatsächlich unser kleines Kind in den Armen halten.
So sammelte ich nochmals alle Kraft die ich hatte und gebar um 14 Uhr unsere Anna-Maria, die uns gleich lautstark begrüßte.
Vor lauter Erschöpfung und Demut konnte ich sie nicht selbst auf den Arm nehmen. Silke gab sie mir und lies uns als frischgebackene Familie in aller Ruhe Zeit, uns zu erholen und kennenzulernen.
Aller Schmerz war tatsächlich – ich konnte es ja nicht glauben – vergessen und wie weggeblasen.
Ich danke dem ganzen Team, dass ich die Geburt unserer Tochter auch im Nachhinein als sehr positiv und entspannt in Erinnerung haben kann. All meine Ängste und Befürchtungen waren passé und ich habe gelernt mir und meinem Körper zu vertrauen.
<< zurück zu den Geburtsberichten