Geburt von Lean am 06.09.2016
Am Morgen des 06.09.2016 gegen 6 Uhr wurde ich wach, hatte recht schlecht geschlafen und dachte noch: „Mensch, hoffentlich kommt der Kleine nicht gerade heute auf die Welt, wo ich so unausgeschlafen bin...“. Immerhin hätte er sich auch noch 2 Wochen bis zum errechneten Termin Zeit lassen können. Wie das aber so ist, kommt eh immer alles anders als man denkt und im nachhinein bin ich auch sehr glücklich über seine Entscheidung.
Gegen 7 Uhr bemerkte ich, während ich mich mit meinem Mann beim Frühstück unterhielt, dass es etwas nass wurde. Mein Verdacht war sofort: Fruchtwasser! Wir gingen gemeinsam ins Bad und ich machte den Test (Teststreifen hatte ich vom Geburtshaus bekommen). Knallblau, positiv! Wir schauen uns an und begreifen, dass unser Sohn in den nächsten 24h auf die eine oder andere Art das Licht der Welt erblicken würde. Verrückter Moment!
Etwa eine Stunde später spüre ich einen leichten Rückenschmerz Richtung Becken, eher auf der linken Seite. Hätte ich vorher nicht andere Geburtsberichte gelesen, hätte ich das gar nicht als beginnende Wehentätigkeit erkannt.
Nun habe ich alle 5-15 min diese sehr schwachen Wehen. Ab 10 Uhr werden die Wehen stärker und die Abstände regelmäßiger. Ich spüre sie im ganzen Becken und Unterleib wie etwas stärkere Regelschmerzen. Alles aber noch gut zu veratmen wie ich finde. Tiefes durch die Nase einatmen und langes durch den Mund ausatmen, hilft mir zunächst sehr gut. Ich liege im Bett und wechsle immer wieder die Position. Eine Weile empfand ich den Vierfüßlerstand mit kreisendem Becken als sehr hilfreich. Ich konnte sogar zwischendurch mit einer Freundin telefonieren. Durch das tiefe Atmen war ich recht entspannt und ruhig. Gar nicht aufgeregt, wie ich vorher immer dachte.
Ab ca. 11:30 Uhr werden die Wehen stärker,ich muss mich angelehnt hinsetzen und zum ersten Mal tönen. Im Kurs kommt einem das ja etwas ulkig vor, so als „Trockenübung“, aber in der echten Wehensituation war es das einzige , was mir richtig gut half den Schmerz loszulassen. Dann um 12 Uhr ging nochmal mehr Fruchtwasser ab, die Wehen sind stark und kommen ca alle 6 Minuten. Wie kräftige Wellen, es wird schwieriger ihnen standzuhalten, aber mein nun wahrscheinlich hausdurchdingendes Tönen macht es etwas leichter.
Zwischendurch telefoniert mein Mann mit Inna, meiner Hebamme vom Geburtshaus. Sie meint wir können uns Zeit lassen, schließlich bin ich Erstgebährende, das dauert! Ich dachte das auch und wollte so lange wie möglich zu Hause bleiben.
Ab 13 uhr versucht mein Mann mich immer wieder zum Aufbruch ins Geburtshaus zu bewegen. Mittlerweile sind meine Wehen alle 3-4 Minuten und ich wäre am liebsten nirgends mehr hingegangen. Es macht mir große Mühe mich in den kurzen Wehenpausen anzuziehen und langsam loszugehen. Gegen 14:45 sitzen wir endlich im Auto, nicht ohne 3 Wehen im Hausflur zu vertönen!
Die Autofahrt war furchtbar, für uns beide. Mein Mann hat mitgelitten, konnte sich aber sehr gut aufs Fahren konzentrieren. Zum Glück war das Geburtshaus nicht mal 15 min entfernt.
Als wir im Geburtshaus gegen 15 Uhr ankamen und ich Inna direkt im Flur laut tönend begrüßte, meinte sie: „Ach sind wir doch schon so weit!?“
Ich konnte kaum noch stehen, nachdem mein Mann und Inna das Bett bezogen und alles vorbereitet hatten, wollte ich nur noch liegen. Mein Muttermund war nun schon 8-9 cm geöffnet. Ich war schon voll in der Übergangsphase.
Wir haben viele Positionswechsel probiert, Inna hat mich toll angeleitet und mir immer Ruhe und Zeit gelassen. Ich konnte ganz bei mir bleiben, hatte die meiste Zeit die Augen geschlossen, um mich besser konzentrieren zu können. Jede Wehe wollte ich mit einem „Ja“ empfangen, um mich innerlich nicht zu verkrampfen. Mein Mann hat mich so gut er konnte gestützt, gehalten, in Ruhe gelassen, was eben gerade passte. Es war mir sehr recht, dass ich im Grunde „mein Ding“ machen konnte. Alle wichtigen Personen waren ja da!
Die Herztöne meines Sohnes waren nach den Wehen immer stabil, das hat mich sehr beruhigt und bestärkt. Inna und auch die Hebammenschülerin haben uns beide immer wieder gelobt, das tat gut.
Die Positionswechsel waren kein Spaß, aber notwendig, damit mein Sohn auch die Möglichkeit hatte , sich gut mitzubewegen.
Ich habe vom Drumherum nicht viel mitbekommen. Mir wurden von Inna Socken angezogen, jemand tupfte mir das Gesicht mit einem kühlen Waschlappen ab, zwischendurch etwas zu trinken, warme Dammkompressen, ein paar Globuli.
Ab 16: 45 sollte ich aktiv mitschieben. Ich wurde super angeleitet und hatte das Gefühl meine Hebamme weiß genau was gerade (in mir) vor sich geht. Immer wieder ermutigte sie mich zu Positionswechseln, auch wenn ich es irgendwann recht anstrengend fand, mich überhaupt noch zu bewegen. Aber es war genau richtig und gut so, denn so konnte sich mein Kind optimal den Weg ins freiemiterarbeiten.
Ca. um 17: 30 Uhr hatte ich keine Lust mehr! Ich wolltenur noch, dass mein Sohn endlich da ist und ich mich erschöpft zurücklehnen kann. Darum wollte ich bei jeder Wehe alles geben, in der Hoffnung es könnte die letzte sein.
Und auch hier war Inna Gold wert und hat die Situation richtig eingeschätzt, sie hat mich nämlich gezügelt! Sie meinte „mach nicht so schnell Katharina!“
Ich ließ mich darauf ein und schon 18 Uhr war es geschafft und mein kleiner Lean war da! Vor der letzten Wehe sollte ich noch sein Köpfchen ertasten, damit ich wusste , wie weit wir schon waren. Das hat meine letzten Energiereserven angekurbelt und mich unheimlich motiviert.
Und dann war er da, gesund und munter! Und ich nahezu unverletzt!
Ich kann nur sagen, an alle Erstgebährenden gerichtet: nehmt die Dammmassage ernst, die ihr geburtsvorberitetns machen könnt und vertraut auf eure Hebamme(n)!!!!
Nun endlich lagen mein Mann, ich und mein Sohn im Bett des Geburtshauses und ich werde den kompletten Ablauf der Geburt und auch die Stunden danach immer gern in Erinnerung behalten.
So eine schöne, friedliche und willkommen heißende Atmosphäre. Ohne Hektik, ohne Personalwechsel, ohne Druck oder Angstmacherei!
Die Nabelschnur konnte auspulsieren, die Nachgeburt durfte sich auch etwas zeit lassen. Wir hatten den Raum für uns 3 allein. Es war ein so schönes Gefühl!
Tja und die Erschöpfung war mir dann ganz egal, an Schlaf wollte ich eh nicht denken. Mein kleines Wunder schaute mich schon direkt an und ich hatte das starke Gefühl „wir kennen uns schon gut“. Ich konnte ihn mit Hilfe gleich an die Brust legen und er versuchte zu saugen. So ein Glück, wie ich es in diesem Moment empfand, das kann ich gar nicht in Worte fassen.
Diese letzten Absätze schreibe ich unheimlich verzögert, ziemlich genau ein Jahr später. Bei der Erinnerung könnt ich noch immer vor Freude weinen!
Ich bin dem Geburtshaus und meinen Hebammen (v.a. Inna, die auch die Nachsorge gemacht hat) wahnsinnig dankbar für diese Erfahrung!
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