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Geburt von Phileas am 31.07.2017

31. Juli 2017
Heute ist mein errechneter Entbindungstermin. Doch ich habe nicht die Hoffnung, dass unser Baby auch heute zur Welt kommen möchte. Das Baby weiß ja nicht, welchen Termin wir für seine Geburt ausgerechnet haben. Bereit für unser zweites Kind bin ich schon seit Wochen.
Ich bin nervös, weil ich Vorstellungen habe, wie die Geburt verläuft, ich habe Befürchtungen, dass es kompliziert wird und zugleich bin ich voller Vorfreude. Ich habe Angst, dass es so läuft, wie bei unserem ersten Kind – als der Traum einer Hausgeburt leider ein Traum blieb. So habe ich heute umso mehr den Wunsch, unser Baby zuhause in die Arme zu schließen.
Es ist 6:30 Uhr - ich bemerke leichte Schmerzen im Unterbauch. Wehen? Vermutlich sind es nur Übungswehen und ich versuche noch ein bisschen weiter zu schlafen.
Um 7:00 Uhr schaue ich doch mal nach den Abständen und stelle fest, dass schon alle acht Minuten eine Wehe kommt. Mein Mann hat heute frei und liegt noch neben mir im Bett. Er schaut mich hoffnungsvoll an, aber ich sage, das reicht noch nicht für eine Geburt… Den Morgen verbringen mein Sohn und mein Mann spielend im Wohnzimmer während ich mich im Schlafzimmer aufhalte und mich auf die Wehen konzentriere. Sie werden intensiver, doch ich komme gut zurecht, veratme sie teilweise. Ich bin ein wenig angespannt, weil ich nicht weiß, ob es Geburtswehen sind.
Gegen 11 Uhr informiere ich Chris, weil ich wegen der stärker werdenden Wehen nicht zum geplanten Vorsorgetermin kommen möchte. Wir wollen in zwei Stunden wieder telefonieren, ob die Wehen mehr werden oder nicht und wie es mir geht.
Wir essen als Familie zusammen Mittag und ich merke, wie ich mich immer mehr auf die Wehen konzentrieren muss. Dennoch glaube ich noch nicht, dass unser Baby heute zur Welt kommen wird.
Chris kommt um 14 Uhr zu uns. Unser erster Sohn wird von Oma abgeholt und ich weiß ihn nun in guten Händen. Chris untersucht mich und ich bin bereits 4cm eröffnet. Ich freue mich sehr und glaube auch endlich, dass die Geburt in vollem Gange ist. Nach dem Besuch von Chris möchte ich noch draußen spazieren gehen - mein Mann und ich gehen in einem abgelegenem Waldstück laufen während Chris nochmal nach Tübingen geht. Nach dem Spaziergang lege ich mich ein wenig auf das Sofa, die Wehen sind im Liegen erträglicher und nur alle 10 Minuten. Die Erholung tut mir gut.
Ich möchte, dass es voran geht, deshalb stehe ich auf und gehe in die warme Badewanne. Das Wasser tut gut, die Wehen werden kraftvoller und ich fange an zu tönen. Um 18 Uhr platzt meine Fruchtblase. Ich freue mich, denn das Kind schiebt sich langsam weiter in das Becken. Chris ist mittlerweile wieder gekommen und untersucht mich. 7 cm ist der Muttermund eröffnet. Chris bittet mich aus der Wanne zu steigen, da die Wehenabstände unregelmäßig sind und ich in einer aufrechten Position regelmäßig Wehen bekommen kann. Die Wehen werden regelmäßiger und intensiver. Nach einer Stunde ist der Untersuchungsbefund gleich – darüber bin ich frustriert und lasse meinem Ärger freien Lauf. Mein Mann und Chris unterstützen mich, wo sie können und motivieren mich. Chris versucht den Muttermund zu massieren und gibt unterstützend Zäpfchen. Ich versuche verschiedene Positionen aus und töne die Wehen weg. Langsam kann ich nicht mehr, ich wünsche mir so sehr unser Baby endlich zu sehen.
Um ca. 21 Uhr entscheidet sich Chris für den Umzug in ein Krankenhaus. Die Gründe dafür sind verständlich, aber dennoch bin ich wirklich traurig und enttäuscht. Es ist ein langer Verlauf bisher, ich hatte bereits einen Kaiserschnitt, die Herztöne unseres Kleinen sind nicht ganz optimal und ich bin sehr erschöpft.
Mein Mann ist einfach toll, er reagiert sofort und packt alles ein, was wir brauchen. Wir fahren zügig in die Klinik und sind um 22 Uhr im Kreißsaal. An dieser Stelle müssen wir uns leider von Chris verabschieden. Da ich so in der Geburt bin, realisiere ich es nicht sofort, dass sie gehen muss. Als sie weg war, spüre ich es und bin noch einmal traurig, in der Klinik zu sein. Danke, Chris, dass du uns so toll begleitet hast!
Mittlerweile bin ich am Ende meiner Kräfte, die Wehen fordern alles von mir. Ich möchte eine PDA und vor allem möchte ich einfach unser Kind sehen. Plötzlich kommen Schmerzen an meiner Kaiserschnittnarbe auf. Auch wenn keine Wehe da ist, spüre ich ein starkes Stechen. Die Ärzte entschließen sich für einen Kaiserschnitt. Ich darf dabei wach sein und mein Mann sitzt treu bei mir am Kopf. Ich bin dankbar, dass er hier ist.
Um 23:20 Uhr kommt Phileas auf diese Welt. Er ist gesund und darf sehr rasch zur mir kommen. Ich weine. Ich bin froh, dass er da ist - und auch unendlich erschöpft.
Im Rückblick kann ich sagen, dass ich sehr dankbar bin, wie Chris sich entschieden hat. Danke, für deine kompetente Begleitung und deinen umfassenden Blick für die ganze Geburt. Auch wenn ich selbst Hebamme bin, habe ich den Überblick irgendwann verloren und war einfach nur noch eine Frau unter der Geburt.
Der Zeitpunkt in die Klinik zu fahren hätte nicht besser sein können. Meine Gebärmutter fing an zu reißen, deshalb auch die starken Schmerzen. Auch die Ärzte haben super reagiert und richtig gehandelt.
Sehr traurig bin ich über einen weiteren Kaiserschnitt, ich hätte sehr gerne das Wunder der Geburt bis zum Ende erlebt und unser Baby mit den eigenen Händen empfangen. Aber dennoch bin ich dankbar, über die Kompetenz der Menschen, die mich betreut haben. Ich freue mich auch, dass unser Baby sich alleine auf den Weg gemacht hat, es zu keiner Einleitung kam und Phileas viele Wehen abbekommen hat.
Zum Schluss ist es mir wichtig, zu sagen, dass ich meinem Gott im Himmel am meisten danke für seine Bewahrung und für die Menschen, die er mir zur Seite gestellt hat.

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