Geburt von Bruno am 11.07.2016
Als für uns während der Schwangerschaft die Frage aufkam, wo unser erstes Kind auf die Welt kommen soll, ist mir schnell das Geburtshaus in Hagelloch eingefallen. Eine Freundin und eine Bekannte hatten dort schon gute Erfahrungen gemacht und meine Schwester hatte alle ihre drei Kinder in einem Geburtshaus geboren. Somit war ich von Anfang an offen für die Idee der außerklinischen Geburt. Mein Freund David war ebenfalls aufgeschlossen und somit kamen wir schnell zu einer Entscheidung – trotz gelegentlicher ‚Aufschreie’ im Bekanntenkreis. Viele sind einfach mit dem Konzept Geburtshaus (noch) nicht vertraut, haben selbst andere Vorstellungen zum idealen Geburtserlebnis oder hatten schon eine Geburtserfahrung, wo medizinische Hilfe notwendig war. Schließlich ist jede Schwangerschaft und Geburt anders und ich finde es deshalb richtig und wichtig, dass jedes Paar seinen eigenen Weg finden kann. Schon bei den ersten Gesprächen im Geburtshaus fand ich es schön, dass diese Offenheit gegeben war und sowohl die Vorteile als auch Risiken einer Geburtshaus-Geburt angesprochen wurden.
Wir haben uns (ebenfalls angeregt durch positive Erfahrungen im Freundeskreis) mit Hilfe der Hypnobirthing-Methode auf die Geburt vorbereitet und können das nur weiterempfehlen. Unabhängig davon, wie die Geburt tatsächlich verlief, waren die Kurseinheiten und die Übungen für uns als Paar sehr schön und haben unseren ‚Geburtsteamgeist’ gestärkt. Auch hier war es schön, dass das Hebammen-Team offen war für Hypnobirthing und unsere Geburtswünsche.
Und jetzt zur Sache! 6 Tage vor ET hatte ich erstmals regelmäßige Vorwehen, die aber nach ein paar Stunden wieder abklangen. Auch am nächsten Tag war alles relativ ruhig und wir waren noch mit der Familie grillen und abends zuhause das EM-Finale anschauen. Ich war eher darauf eingestellt, dass unser Kleiner nach dem ET kommt – aber so lange wollte er dann doch nicht warten ... In der folgenden Nacht wachte ich gegen 2 Uhr auf und dachte, ich hätte Verdauungsbeschwerden. Ein paar Stunden später war klar: Es sind wieder Wehen/Wellen – aber welche? Vorwehen oder ‚richtige’? Sonstige Geburtsanzeichen (Schleimabgang, Blasensprung) hatte ich keine. Um 7 Uhr morgens entschieden wir, dass David erst mal zur Arbeit fahren würde. Ich ging in die Badewanne, was die Wellen aber nicht abklingen ließ. Gegen 10 Uhr rief ich Andrea an und wir vereinbarten, dass ich erst mal abwarte und wir mittags noch mal telefonieren. Dann rief ich David an, immer noch unsicher, ob es jetzt losgeht oder nur falscher Alarm ist („vielleicht wäre es doch besser, du kommst wieder heim ...“). Zuhause angekommen, packte er unsere Sachen zusammen und ich versuchte mich so gut wie möglich zu entspannen. Die Wellen kamen jetzt alle 6-10 Minuten und als Andrea gegen 13 Uhr anrief, war ich schon ordentlich am Mit-Atmen. Wir verabredeten uns für den späten Nachmittag im Geburtshaus. Bis dahin aßen wir noch etwas, stoppten die Zeit (die Wellen kamen jetzt in aufrechter Position alle 3-4 Minuten und dauerten ca. 1 Minute) und warteten ...
Als wir um 17 Uhr in Hagelloch ankamen, hätte ich mich am liebsten hingelegt, um den ‚Wellengang’ zu beruhigen. Da aber der Muttermund erst 1-2 cm offen war („... was? Erst?“), schickte uns Andrea eine Runde spazieren. Ein guter Rat! Auch wenn sich die Hagellocher wohl etwas gewundert haben, wer oder was da alle paar Minuten auf dem Gehweg rumstöhnt ... Aber so kamen die Wellen richtig in Gang und 1h später war der Muttermund schon 4 cm auf. Die folgenden Stunden verbrachte ich in der Badewanne, wo David und ich ein paar Entspannungsübungen machten und Musik hörten. In der Zwischenzeit kamen Anja und die Hebammenschülerin Hannah ins Geburtshaus. Rückblickend war diese (Eröffnungs)phase in der Wanne die angenehmste Zeit. Auf Andreas guten Rat hin wechselte ich ein paar Mal die Position und konzentrierte mich auf die Öffnung. Das klappte auch: Irgendwann war der Muttermund auf und ich konnte mit den Wellen arbeiten. Etwas hinderlich war nur, dass die Fruchtblase nicht aufgehen wollte. Auch als ich aus der Wanne rausging, um den Druck nach unten zu erhöhen, tat sich nichts. Unser Kleiner schien sein Glückshäubchen behalten zu wollen ... Schließlich entschieden Anja und Andrea, die Blase aufzustechen, weil es tatsächlich nur Millimeter voranging und das Mitschieben für mich doch ziemlich anstrengend wurde. Nachdem die Blase offen war, dauerte es zwar auch noch einige Wellen, aber es tat sich was: Das Köpfchen kam zum Vorschein! Beeindruckend war, wie David und ich unser Kind durch das Auflegen unserer Hände begleiten und beruhigen konnten (danke an Anja für diesen Rat!). Nach einem weiteren Positionswechsel von der Seitenlage in die Hocke wurde Bruno um 23:04 Uhr geboren, mit 52 cm und 3690 g. Durch den langen Schutz der Fruchtblase sah er aus wie frisch aus dem Ei gepellt! Es waren unbeschreibliche erste Minuten mit unserem Kleinen im Arm und wir sind unendlich dankbar für dieses Wunder. Nach einer unbeschwerten Schwangerschaft war die entspannte Geburt im Geburtshaus für uns ein schöner Abschluss und zugleich Start in die Zeit zu dritt. Die Betreuung war während und auch nach der Geburt super und wir würden uns jederzeit wieder für diesen Weg entscheiden!
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