Geburt von Nils am 10.02.2022
Wenn ich an unser Geburtserlebnis vor fünf Wochen zurückdenke, bin ich sehr dankbar für mich, unseren kleinen Nils, meinen Mann und unseren großen Sohn Malte, dass wir so etwas Schönes in unseren eigenen vier Wänden in voller Geborgenheit und Vertrautheit erleben durften.
Die Geburt meines ersten Sohnes fand vor 3,5 Jahren im Krankenhaus statt und auch diese wurde schon teilweise von Maike begleitet, die damals noch im Kreissaal arbeitete. Doch wie es halt so ist, führte der Schichtwechsel der Hebammen dazu, dass Maike die Geburt nicht bis zum Ende begleiten konnte. Trotz allem war die Geburt, vor allem dank Maike, eine schöne klinische Geburt.
Von meiner zweiten Schwangerschaft erfuhr Maike nach meinem Mann als erstes, da sie mir wohl intuitiv an diesem Tag eine Whatsapp-Nachricht schrieb. Nach ausführlicher Beratung und vielen
Fragen an Maike stand fest: dieses Mal soll es eine außerklinische Geburt werden und auch die Vorsorgen sollen nicht alle vom Frauenarzt, sondern auch von der Hebamme durchgeführt werden.
Ich meldete mich also zur Hausgeburt an, erinnere mich aber, dass ich noch sagte: „Was ist, wenn ich mich das doch nicht traue?“. Im Laufe der Schwangerschaft wurde ich mir jedoch immer sicherer, dass es für uns der richtige Weg ist, und die anfänglichen Unsicherheiten wichen Vorfreude, Aufregung und Vertrauen – in mich, mein Baby, meinen Partner und meine Hebamme.
Am 09.01. – 6 Tage nach ET spürte ich dann, dass es so langsam losgehen könnte. Abends gegen 18 Uhr war ich noch mit meinem Mann und meinem großen Sohn an der frischen Luft und wir (ich nicht so sehr) tobten auf dem Sportplatz herum. Da spürte ich schon ab und zu eine Wehe, nicht wirklich schmerzhaft, aber so, dass ich kurz innehalten musste, um mich auf meinen Körper zu konzentrieren.
Auch eine gewisse Regelmäßigkeit war schon zu erkennen. Ich war mir nicht sicher – ist das nun der Beginn der Geburt oder verschwinden die Wehen wieder? Zur Sicherheit informierte ich Maike schon mal über den Stand der Dinge. Gegen 20 Uhr brachte ich unseren Sohn ins Bett und las ihm eine Gutenachtgeschichte vor – begleitet von leichten, aber regelmäßigen Wehen. Als er schlief, ging ich nochmal runter ins Wohnzimmer und lies Luft in den Geburtspool, den wir aus dem Geburtshaus ausgeliehen hatten. Vorab hatten wir diesen schon mal getestet, ihn dann aus Platzgründen aber wieder abgebaut. Auch unseren alten Petziball holte ich aus dem Keller, um Luft hineinzulassen.
Mein Mann – entspannt wie immer – meinte: „Willst du das echt jetzt schon machen?“. Ich legte mich ins Bett, um Kräfte für die vielleicht anstehende Geburt zu tanken. Wehen waren regelmäßig da, aber immer noch nicht sehr stark. Um 22:26 schrieb ich Maike: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich heute Nacht/morgen früh anrufen werde, bis dahin gute Nacht“ und: „ich bin im Bett und döse, ich glaub uns bleibt noch ein bisschen Zeit, um uns auszuruhen.“ All zu viel Zeit blieb uns dann doch nicht mehr. Ich lag also im Bett und die Wehen wurden langsam intensiver, konnte sie jedoch im Bett im Liegen gut veratmen. Plötzlich merkte ich dann, das Liegen fühlt sich nicht mehr richtig an. Also stand ich auf und ging in das Zimmer nebenan, wo ich versuchte, die Wehen in verschiedenen Positionen zu veratmen. Nach jeder Wehe dachte ich: „ok die war stark, nach der nächsten Wehe
rufst du Maike an“. Ich ging ins Wohnzimmer, rief erst meine Eltern an, die auf unseren großen Sohn aufpassen sollten und dann Maike. Sie ging sofort an ihr Handy und ich sagte nur: “Kommst du?“. Der Anruf war um 00:57 Uhr und dauerte genau 7 Sekunden. Nun ging ich ins Schlafzimmer um meinen schlafenden Mann zu wecken und sagte: „Du musst Wasser in den Pool machen“. Als die nächste Wehe kam, dachte ich plötzlich: Moment mal, habe ich eben schon gepresst? Kommando
zurück, doch kein Wasser mehr in den Pool, einfach nur Malervlies und Handtücher auf den Boden. An der offenen Haustür wartete ich sehnsüchtig auf Maike, die genau 11 Minuten nach meinem Anruf da war. Ich sagte nur:“ ich glaube, ich presse schon“. Auch Leonie, die Studentin, die mit unserem Einverständnis bei der Geburt dabei sein durfte und die wie im Voraus schon kennengelernt haben kam nun bei uns an – gerade noch rechtzeitig. Maike war die Ruhe in Person, kniete sich neben mich und half mir dabei, das Baby, im Knien, von außen auf den Pool gestützt auf die Welt zu schieben. Ich fühlte mich wunderbar aufgehoben und vertraute Maikes Wissen und Können komplett. Als unser kleiner Nils um 01:20 Uhr geboren war, war er von der Geburt sehr erschöpft und benötigte ein wenig Starthilfe, indem mein Mann und ich ihm sanft ins Gesicht pusteten. Auch hier nahm Maike
mir sofort alle Sorgen und gab mir ein gutes Gefühl. Dann legte ich mich mit ihm aufs Sofa und war völlig überwältigt von dieser schnellen und intensiven Geburt. Nach dem Auspulsieren der Nabelschnur durfte mein Mann diese durchtrennen und Nils war nun vollkommen in unserer großen Welt angekommen. Maike war die ganze Zeit an meiner Seite, kümmerte sich mit meinem Mann zusammen um das ganze drum herum; meinen Körper, die Unversehrtheit unseres weißen
Teppichs usw. irgendwie fühlte ich mich noch nicht ganz fertig, da ich wusste, die Plazenta muss auch noch geboren werden. Dies merkte Maike mir glaube ich auch an. Nach Geburt der Plazenta fühlte ich mich dann vollkommen wohl und fertig mit der Geburt. Mein Baby lag auf mir uns wir machten gemeinsam unsere ersten Stillversuche. Mein Mann saß neben mir und Maike und Leonie ließen uns Raum und Zeit uns kennen zu lernen. Erst im Nachhinein bekam ich mit, wie viel die Beiden eigentlich noch nebenher im Blick hatten und die Gesundheit meines Babys und mir laufend kontrollierten. Nach einem Drink und Snack wurde im Wäschekorb die Plazenta untersucht. Nachdem wir uns ausgeruht hatten und die Hebammen sicher waren, dass es uns gut geht, machten wir uns gegen 4 Uhr auf den Weg ins Bett. Da hörte ich schon die Stimme meines großen Sohnes, der die ganze Zeit über mit Oma im Familienbett schlummerte. Seine ersten Worte waren: „Oma, mein Brüderchen brüllt“. Als wir ins Bett kamen, war er hellauf begeistert vom kleinen Bruder und hüpfte vor Freude im Bett herum. Wir freuten uns unglaublich über seine ausgelassene Freude. Ich fürchtete schon, an Schlaf wäre nicht mehr zu denken. Oma, Maike und Leonie ließen uns allein und die Hebammen versprachen, am nächsten Tag gegen Mittag wieder zu kommen. Dann lagen wir da zu viert, das
kleine frisch geborene Baby, ich, Malte und der Papa; und wie durch ein Wunder schliefen alle (außer mir, weil ich so voll Glück und Adrenalin war) selig bis zum nächsten Morgen um 9 Uhr. Als ich da so
friedlich zwischen meinen 3 Männern lag, empfand ich pures Glück, Geborgenheit und tiefste Liebe für meine Familie. Liebe Maike, vielen Dank für die wunderbare Betreuung in der Vorsorge, wo du dich auch immer ganz lieb mit um Malte gekümmert und ihn mit einbezogen hast, bei der Geburt, wo du so unglaublich schnell da warst und mir so viel Kraft, Ruhe und Vertrauen gegeben hast und im Wochenbett, wo du einfach nur für mich da warst. Ohne dich hätte ich diese Hausgeburt nicht erlebt. Du hast mich so darin bestärkt, den Mut für diese Entscheidung aufzubringen und mir aufgezeigt wie natürlich und wunderschön eine Geburt sein kann. Bei dir fühlte ich mich in jeder Phase der Schwangerschaft und Geburt einfach nur wunderbar aufgehoben.
Auch dir, Leonie, vielen Dank, dass du dabei warst, Maike so tatkräftig unterstützt hast und dich so lieb mit um mich gekümmert hast.
Lieber Wolfi, du bist mein Fels in der Brandung. Danke, dass du immer so ruhig und entspannt bist und nun schon ein zweites Mal voll darauf vertraut hast, dass mein Körper so eine Geburt locker schafft. Danke für das ganze Kümmern drum herum während der Geburt und der Entlastung und dem Fitfüttern im Wochenbett.
Abschließend möchte ich sagen, für uns war die Hausgeburt genau die richtige Entscheidung. Es war einfach ein großartiges Gefühl die Wehen zuhause zu erleben, ganz ohne einen Ortswechsel. Ich konnte mich frei bewegen, hatte Platz, Freiraum und meine liebsten Menschen an meiner Seite. Mich nach der Geburt gemeinsam mit meiner Familie ins Bett zu legen war überwältigend. Ich freue mich auch für mein Baby unglaublich, dass es zuhause in so einer geborgenen und ruhigen Atmosphäre auf die Welt kommen durfte.
Ich wünsche mir für jede Frau und jedes Baby so ein friedliches gemeinsames Geburtserlebnis.
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