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Geburtsbericht

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Geburtsbericht von Aaron Levi am 19.08.2015

Schon seit meiner Ausbildung zur Hebamme stand fest, dass ich mein Kind nicht in einer Klinik bekommen möchte. Eine Hausgeburt konnte ich mir aber auch nicht vorstellen, da wir in einem Mehrfamilienhaus wohnen und es für eine Geburt definitiv zu hellhörig ist.
Also Geburtshaus, aber wo? Leider gibt es keines bei uns in der Nähe. Nach Tübingen fahren wir etwas mehr als eine Stunde. Für eine Geburt beim ersten Kind zeitlich eigentlich gut machbar.
Also bin ich im Januar zum Infoabend in’s Geburtshaus nach Tübingen. Mein Mann konnte leider nicht mit, aber ich war nach dem Abend überzeugt, das ist der richtige Ort. Schön war auch, dass Chris erzählt hat, dass öfter mal Frauen von weit her fahren und es auch möglich ist frühzeitig los zu fahren und eine Zeit alleine im Geburtshaus zu verbringen.
Also vereinbare ich einen Termin für ein Vorgespräch mit Chris, die ich noch von der Ausbildung in Tübingen kenne.
Danach ist auch mein Mann überzeugt, da sind wir richtig.

18.08.:
Schon seit ein paar Tagen habe ich nachts immer Wehen, so auch heute seit 22 Uhr.
Doch heute ist der Abstand irgendwie kürzer, so ca. alle 10 Minuten. Da ich weiß, dass es noch sehr lang dauern kann mit der Geburt lege ich mich noch mal hin.
Das funktioniert aber überhaupt nicht, ich muss bei jeder Wehe aufstehen und mich hinsetzen, also verbringe ich die Nacht auf dem Ball im Wohnzimmer (mein Mann schläft seelenruhig weiter und bekommt von all dem nichts mit:-). Die Wehen bleiben die ganze Zeit gleich, also frage ich mich ob es wirklich Geburtswehen sind und gehe in die Badewanne. Die Wehen bleiben aber da.

19.08.:
Gegen 4 Uhr wacht mein Mann auf und wundert sich warum ich nicht mehr im Bett bin. Die Wehen sind zwar weiterhin so, dass ich gut damit zurecht komme und wenn das Geburtshaus um die Ecke wäre würden wir noch warten, aber so beschließen wir gegen 5 Uhr zu fahren, um auch nicht in den Berufsverkehr kommen. Mein Mann ruft Chris an und wir fahren los.

Meine Angst ist, dass Chris sauer ist, da wir so früh kommen, obwohl wir ja noch etwas hätten warten können, aber als wir im Geburtshaus ankommen ist diese Angst verflogen. Sie begrüßt uns warmherzig und wir fühlen uns sofort gut aufgehoben.
Anschließend untersucht sie mich, der Muttermund ist 1-2 cm geöffnet. Chris fragt ob sie uns noch mal alleine lassen kann. Da bin ich noch mal erleichtert, da wir so schon an Ort und Stelle sind und sie trotzdem nicht die ganze Zeit mit uns beschäftigt ist. Wir können uns jederzeit bei ihr melden.
Also machen wir es uns im Zimmer gemütlich. Ich versuche mich nochmals hin zu legen, aber das funktioniert mal wieder nicht. Also veratme ich die Wehen auf dem Ball.
Die Wehen werden langsam stärker aber ich komme noch gut mit ihnen zurecht. Nach 2 Stunden ruft Chris an um zu fragen wie es uns geht. Da alles noch gut ist bei uns verabreden wir uns auf in einer Stunde.
Also machen wir weiter wie bisher. Dazwischen kommt mal Eva rein und stellt sich vor. Sie haben wir noch nicht kennen gelernt. Auch sie ist uns gleich sympathisch und es ist schön zu wissen, dass sie zur Geburt dazu kommen wird.
9:40
Langsam werden die Wehen stärker und irgendwie ist der Ball nicht mehr das Richtige. Ich überlege in die Wanne zu gehen. Da kommt auch schon Chris und untersucht mich nochmals. Muttermund ist 4-5 cm.
Also wechsle ich jetzt in die Wanne. Die ist einfach genial. Die Wehen werden zwar wieder etwas stärker, aber sie sind viel besser auszuhalten. Mein Mann umsorgt mich echt liebevoll mit Wasser und kleinen Snacks. Es ist einfach schön, dass er da ist und irgendwie schafft er es zu wissen was ich brauche, ohne dass ich etwas sage. Chris schaut immer wieder rein.

12:00
Chris untersucht nochmal den Muttermund. 7 cm und starker Druck nach unten. Mein Kleiner macht immer gut mit. Die Herztöne sind immer super. Chris erinnert mich, dass ich auch mal die Position wechseln soll in der Wanne. Ich hab eigentlich gar keine Lust dazu außerdem tut es viel mehr weh in einer anderen Position, aber es soll ja auch weiter gehen. Also überwinde ich mich.

13:30
Chris untersucht noch mal. Muttermund ist fast vollständig. Es ist nur noch ein Saum vorhanden. Chris versucht ihn weg zu schieben, was echt weh tut und ich hab das Gefühl, dass ich nur noch rum schreie. Außerdem soll ich schon wieder ständig die Position wechseln worauf ich ja gar keine Lust habe. Leider hilft das auch nicht, dass unser Kleiner tiefer kommt.
Also muss ich aus der Wanne raus. An Land sind die Wehen so viel schlimmer und ich hab einfach keine Lust mehr.
Schon wieder verschiedene Turnübungen und Chris bewegt mit meinem Mann mein Becken.

15:10
Alles hilft nichts und Chris spricht an, dass wir jetzt evtl. über eine Verlegung nachdenken müssen. So könnten wir noch in Ruhe verlegt werden, da die Herztöne durchgehend super sind. Da bricht irgendwie meine Welt zusammen. Mein Traum im Geburtshaus zu entbinden soll vorbei sein. Dann geht mir noch alles Mögliche durch den Kopf. Klinik bedeutet Stress, evtl. wird es dann ein Kaiserschnitt oder eine Saugglockengeburt. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen wie ich mit den Wehen Auto fahren soll. Die Wehen waren nämlich mittlerweile echt unerträglich. Andererseits war die Vorstellung einer PDA doch echt verlockend.

Chris lässt uns kurz allein und gibt uns die Möglichkeit zusammen zu beten. Beim Amen habe ich das dringende Bedürfnis auf Toilette zu gehen und dort muss ich pressen.

15:50
Ich komme von der Toilette zurück und Chris möchte mich noch mal untersuchen vor der Verlegung. Danach lässt sie mich einfach weiter pressen in verschiedenen Positionen. Ich blick gar nicht, dass sich echt was getan hat und Chris mich deshalb weiter machen lässt. Ich mach einfach weiter frag mich aber weiterhin wie das mit der Verlegung sein wird. Ich habe nämlich nicht das Gefühl, dass das Pressen irgendetwas bewirkt. Nach einer Weile frage ich Chris ob sie denkt, dass ich es noch im Geburtshaus schaffen kann. Ihre Antwort ist: Jetzt ist es zu weit jetzt verlegen wir nicht mehr.
Wie es ist tatsächlich weiter gegangen? Ich kann es gar nicht glauben. Gleichzeitig denk ich: oh je, wie lang muss ich denn noch. Jetzt muss ich es wirklich schaffen. Ich hab das Gefühl nicht mehr zu können, freu mich gleichzeitig aber darauf mein Kind hier empfangen zu können und so hangele ich mich von Wehe zu Wehe im ständigen Positionswechsel (Chris animiert mich immer wieder eine andere Position einzunehmen)

17:00
Chris sagt, dass sie jetzt Eva Bescheid gibt. Bei der Nachricht freue ich mich sehr, denn das bedeutet, dass es nicht mehr allzu lang gehen kann. Irgendwie habe ich weiterhin nicht das Gefühl, dass mein Kind tiefer kommt, nur die ganze Zeit, dass mein Becken auseinander gerisssen wird.
Wir wechseln in die tiefe Hocke. Mein Mann sitzt hinter mir und ich darf mich auf seinen Beinen abstützen. Ich frage ob man denn eigentlich den Kopf auch ohne spreizen der Schamlippen sehen kann. Eva zeigt ihn mir im Spiegel. Er ist tatsächlich schon zu sehen und ich bin überglücklich und voll motiviert. Ein paar Wehen weiter und der Kopf ist ganz da unser Kleiner fängt schon an zu schreien bevor der ganze Körper da ist. Nach der nächsten Wehe kann ich ihn zu mir nehmen (17:19).
Mein Mann und ich müssen beide vor Freude weinen und auch die beiden Hebammen freuen sich mit uns, was die Freude umso größer macht. Als die Nabelschnur auspulsiert ist schneidet sie mein Mann durch.

Dann geht die Zeit irgendwie unglaublich schnell vorbei bis wir uns wieder auf dem Heimweg befinden.
Chris hilft mir Aaron an die Brust anzulegen. Als er fertig ist kommt noch die Plazentageburt ich werde genäht (ich habe nur einen kleinen Riss an der Schamlippe) und Aaron wird versorgt.
Um 20:40 machen wir uns müde aber überglücklich auf den Heimweg.

Insgesamt war es ein wunderschönes Erlebnis und wir sind den Hebammen im Geburtshaus unendlich dankbar, dass wir es so erleben durften. Keine Hektik, unsere Wünsche wurden beachtet, wir durften einfach auch Paar sein und die Hebamme war da wenn ich sie gebraucht habe und hat sich zurück gezogen, wenn ich meine Ruhe gebraucht habe. Es ist schön dass wir unseren Sohn so geborgen zur Welt bringen durften.
DANKE

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