background

Geburtsbericht

<< zurück zu den Geburtsberichten

Die Geburt unseres Sohnes Merlin- Welch wundersame Begegnung mit dem Leben!

Für mich und meinen Freund Leonhard ein echtes Wunder:
Ich bin schwanger und trage ein winzig kleines Leben in meinem Bauch!!
Ich kann es wirklich lange Zeit kaum fassen, noch begreifen...doch von Tag zu Tag und Woche zu Woche wächst und reift das kleine Wunder in meinem Inneren heran und ganz langsam kann ich auch meinen Bauch wachsen sehen. Bald kann ich sogar schon ein ganz feines Flattern darin vernehmen- das Wunder wird fassbarer und für mich diese Zeit immer wunderbarer.

Die drei Hebammen Henrike, Chris und Silke, die uns vor und während der Geburt im Geburtshaus Tübingen betreuen, sind allesamt sehr hingebungsvolle Hebammen, denen wir uns in der Schwangerschaft und während der Geburt voll anvertrauen können. Und das liegt uns in dieser für uns so aufregenden und neuen Zeit wirklich sehr am Herzen, dort einen Ort mit so positiver und warmer Atmosphäre für uns zu finden.

Als wir- Leonhard, das Baby und ich dann alle drei gemeinsam dem Geburtstermin immer näher rücken- und es für Leonhard und mich deshalb immer spannender und aufregender wird, haben wir viele Vorsorgeuntersuchungen und Gespräche mit Chris und Silke, die uns viel Mut machen und für die bevorstehende Geburt gut vorbereiten. Auch unsere Hebamme im Geburtsvorbereitungskurs in Rottenburg bereitet uns unheimlich gut auf das Geschehen der Geburt vor und gibt uns ganz viel von ihrer Kraft und Ausstrahlung auf den Weg mit.
Ich kann wirklich nur von Glück sprechen, wenn ich an diese kraftgebende Zeit mit unseren tollen Wegbegleiterinnen denke!...

Über das Geburtsgeschehen selbst kann ich nun sagen, dass es für mich eine Begegnung mit mir selbst und der mir inne wohnenden Kraft war, die mir seit der Schwangerschaft begegnet ist, für mich eine unglaublich wertvolle Erfahrung.

Alles beginnt mit einem blutigen Schleimabgang 2 Tage vor der Geburt und 4 Tage nach dem berechneten Geburtstermin. Neugierig lese ich in meinem Schwangerschaftsbuch darüber nach und erfahre dort, dass dieser auf einen bereits etwas geöffneten Muttermund und die bald bevorstehende Geburt hinweisen kann. Bei diesem Gedanken werde ich nun doch etwas aufgeregt: Was wenn die Geburt wirklich schon so nahe steht, denke ich mir, wobei ich im selben Moment auch schon wieder daran zu zweifeln beginne. Es könnte ja trotzdem noch ein paar Tage dauern,oder...?! Ich setze daraufhin Leonhard über das kleine Zeichen, das vielleicht tatsächlich schon ein leises Anklopfen des Kindes sein könnte in Kenntnis, beschließe aber, es noch nicht all zu ernst zu nehmen...
Nachts darauf kann ich dann ein unregelmäßiges Ziehen in meinem unteren Bauch spüren.
Es scheint nun also doch ernst zu werden...?
Ich warte gespannt die Vorsorgeuntersuchung am Vormittag ab.
Vom Morgen bis zum Vormittag hin kommt das Ziehen dann regelmäßig alle zehn Minuten, ist aber noch nicht schmerzhaft.
Bevor wir zur Vorsorge ins Geburtshaus fahren, packen wir nun doch vorsichtshalber einmal unser Geburtsgepäck ins Auto- man kann ja, vor allem als „blutige Anfänger“ wie wir in Sachen Geburt, nie wissen wie lange das noch dauern wird...?
Bei der Vorsorgeuntersuchung an jenem Samstagvormittag stellt Chris dann fest, dass der Muttermund schon etwa 2-3 cm geöffnet ist und meint doch tatsächlich zu uns, dass es nur noch ein paar Stunden bis zur Geburt dauern dürfte und es zur Nacht hin schon losgehen könnte!
Wow- das sind nun wirklich aufregende Neuigkeiten für uns und langsam wird in meinem Kopf nun auch etwas umgekrämpelt: Die Geburt wird für mich jetzt zu etwas unausweichbar näher rückendem, wenn auch noch immer für mich nicht wirklich greifbarem.

Chris empfiehlt uns, nach Hause zu fahren, noch einen Mittagschlaf zu machen, Zimttee zu trinken, etwas leichtes zu essen und warum denn auch nicht noch eine Wanderung hinauf zur Wurmlinger Kapelle zu machen...?!
Wir machen uns dann vom Geburtshaus aus erst einmal auf in die Stadt nach Tübingen. Ich habe Lust, den Tag noch einmal so richtig zu genießen und meinen Chai-Tee in der Stadt zu trinken.
Das machen wir dann auch und bei der Stärke der Wehen ist das auch noch gut genießbar.
Danach fahren wir dann nach Hause: Leonhard legt sich ins Bett und macht den empfohlenen Mittagschlaf. Ich dagegen, so voll von Euphorie und frischer Lebensenergie, verzichte auf meinen Mittagschlaf und koche lieber viel Gewürztee und Gemüsesuppe zum Mittagessen.
Später beschließen wir dann tatsächlich noch zur Kapelle hinaufzuwandern. Die Wehen kommen nun zwar schon häufiger, etwa alle 5 Minuten, sind aber noch immer nicht so heftig.
So wandern wir also an jenem Nachmittag noch hinauf zur Kapelle. Bei jeder Kontraktion schaue ich auf die Uhr, manchmal muss ich auf dem Weg stehen bleiben, um wieder eine Wehe zu veratmen. Alles in allem klappt die Wanderung noch ganz gut, es ist zwar anstrengend, aber immer noch schön und wir, zwei angehenden Eltern sind beide guter Dinge.
Wieder zurück zu Hause trinke ich weiter Chai-Tee und zum Abend hin werden die Wehen langsam stärker. Wir legen in unserem Wohnzimmer schöne Musik auf, zünden Kerzen an und ich beginne mit jeder Wehe durch das Wohnzimmer zu tanzen und mein Becken zu kreisen. Die Geburt wird so zum Tanz der Liebe und ich kann anfangs noch in Leonhards Armen hängen und mich mit ihm im Rythmus von Wehen und Musik wiegen. Wir unternehmen im Dunkeln und in der inzwischen hereingebrochenen Kälte noch einen Spaziergang, bei dem ich in jeder Wehe stehen oder gehen und veratmen muss.
Zurück im Wohnzimmer ziehen die Wehen dann noch etwas stärker an und ich will jetzt nur noch alleine stehen und mein Becken im Rythmus der Wehen kreisen. Leonhard telefoniert zwischenzeitlich wieder einmal mit Chris und schildert ihr die Lage. Ich meine im Hintergrund, dass es ja noch gar nicht so dramatisch sei dass ich schon ins Geburtshaus kommen müsse. Hier im Wohnzimmer fühle ich mich jetzt so geborgen und ist es noch so schön!
Chris legt uns am Telefon ans Herz, dass wir ins Geburtshaus kommen können, wann immer wir das Gefühl haben. Das ist ein guter Ratschlag, denn nur etwa eine Dreiviertelstunde später sind die Wehen noch einmal etwas stärker und inzwischen auch schmerzhafter geworden- das Veratmen im Stehen fällt mir nicht mehr all zu leicht.  Ich bin mir etwas unsicher über meine Lage und frage Leonhard, ob wir nicht doch schon losfahren sollen. Er, auch etwas unsicher, hatte schon vor mir das Gefühl, dass es nun langsam an der Zeit dafür wäre und ist nun ganz froh über mein Fragen. Er gibt Chris per Handy Bescheid, dass wir uns nun doch schon auf den Weg ins Geburtshaus machen.
Dort kommen wir um kurz vor neun Uhr abends dann an. Chris empfängt uns freudig an der Tür, Musik schallt durch den Raum und im Hintergrund höre ich schon Badewasser in die Wanne plätschern.
Ich fühle mich in meiner neuen Situation vor Chris noch etwas unsicher, im Geburtshaus jetzt aber ganz richtig und sehr willkommen.
Wir packen unser unglaublich großes Gepäck aus und Chris beginnt, das Geburtsbett zu überziehen, während ich im Flur auf und ab laufe und meine Wehen veratme. Die Stimmung ist noch locker und
sie meint, ich dürfe jetzt gerne in die Badewanne steigen und mich dort entspannen. Ich freue mich, denn es gibt nichts, das ich zur Entspannung lieber tue als zu baden!
Ich steige also in die Wanne, Leonhard legt unsere Musik vom Tanz im Wohnzimmer in den CD-Player und setzt sich neben die Wanne und ist einfach bei mir.
Chris sitzt währenddessen nebenan im Büro und erledigt dort noch ein paar Büroarbeiten.
Ich fühle mich in der Wanne und mit Leonhard allein im Raum ganz wohl und kann bei Musik und Kerzenschein im sitzen noch ganz gut entspannen und die Wehen veratmen.
Nach einer Weile richte ich mich doch lieber während der Wehen in der Wanne auf und halte mich am Tuch über der Wanne fest.
Es wird jetzt doch anstrengender.
Chris empfiehlt mir etwas später, die Wanne wieder zu verlassen und mich im Geburtshaus umherzubewegen. Ich gehe also ins Geburtszimmer, ziehe mir ein T-Shirt über und halte mich in den Wehen an der Strickleiter, die dort von der Decke hängt, fest.
Von hier an verliere ich mein Zeitgefühl, habe aber doch das Gefühl, dass die Zeit recht schnell und wie im Traum vergeht.
Die Wehen werden immer stärker und schmerzhafter. Ich versuche sie weiter zu veratmen, es wird immer anstrengender. Leonhard hält mir indes ein warmes Kirschkernkissen an den Nacken damit ich während den Wehen und in den Wehenpausen besser entspannen kann. Das tut ganz gut.
Langsam verspüre ich leichten Pressdrang. Ich halte den Schmerz nur im Stehen aus, alle anderen Haltungen wie etwa den Vierfüßlerstand finde ich in dieser Situation äußerst unangenehm, da ich jetzt so viel Druck auf meinem Beckenboden spüre.
Ich versuche nun mit dem Pressdrang in den Wehen mitzuschieben . Nach einer Untersuchung des Muttermundes  während einer Wehenpause, verrät mir Chris, dass dieser nun weit genug geöffnet ist und es jetzt in die Endphase der Geburt ginge.Was...?! In der Endphase,jetzt schon?!, denke ich mir und kann es kaum glauben. Chris meint außerdem, dass die Fruchtblase nun bald platzen werde.
Ich drücke in den Wehen also mit, bis dann kurze Zeit darauf wirklich die Fruchtblase im stehen vor dem Geburtsbett platzt und das Wasser zwischen meinen Beinen herunter auf den Boden plätschert.
Für mich fühlt es sich an, als wäre nun das Köpfchen schon geboren, aber so weit ist es nun doch leider auch noch nicht. Chris meint allerdings, es werde nun leichter gehen mit dem drücken und gibt nun auch schon ihrer Kollegin Silke über die baldige Geburt Bescheid. Ich bekomme von nun an kaum mehr etwas von der Außenwelt mit, so beschäftigt bin ich mit den Wehen.
Chris rät mir, es doch mal mit dem Drücken auf der Toilette zu probieren und ich folge ihrem Rat und mache mich auf den Weg dorthin. Sitzen auf der Toilette finde ich nun aber doch auch unangenehm, wenngleich auch die Toilette ein vertrauter Ort dafür ist...! Also stehe ich nun vor der Toilette.
Chris fragt mich, ob ich wieder in die Wanne steigen möchte, aber ich kann mir das jetzt absolut nicht vorstellen. Der Traum einer Wassergeburt ist somit also schnell verabschiedet.
Ich möchte einfach nur vor der Toilette stehen bleiben und weiter meiner Wehenarbeit nachgehen.
Die Wehen gelangen nun an ihren Höhepunkt der Stärke und ich gelange mehr und mehr in einen Tranceartigen Zustand, während ich einen unglaublich starken Schmerz und Druck auf Beckenboden und Scheide verspüre.
Der Körper meines Kindes drückt vom Gefühl her wie ein großer, schwerer und unförmiger Backstein, den es aus mir herauszupressen gilt gegen meinen Unterleib.
Inzwischen trifft auch Silke im Geburtshaus ein und betritt das Badezimmer, ich bin jetzt allerdings so mit dem Mitschieben und durch die Schmerzen hindurchgehen beschäftigt, dass ich sie nur aus dem Augenwinkel her wahrnehmen kann.
Leonhard hockt rechts der Toilette auf dem Boden neben mir und Chris kniet mit ihrem Protokoll in den Händen direkt vor mir. Das Köpfchen ist nun wohl schon leicht zu sehen, ich versuche es mit den Fingern zu ertasten, bin dann aber auch gleich schon wieder mit pressen beschäftigt.
Ich schreie und stöhne vor Schmerzen, wie ich mir das vorher nie hätte vorstellen können. Ich habe wirklich das Gefühl, durch den Tod gehen zu müssen und kann dieses Gefühl kaum mehr länger aushalten. Doch ich weiß, ich muss da jetzt weiter durch bis es vorbei ist. Das kann kein anderer für mich übernehmen.
Chris legt mir in der Zwischenzeit warme Kompressen an den Damm, ich bekomme das kaum mit. Ich frage Chris, ob ich mich an ihr halten und stützen dürfe und darf das dann auch tun.
Kurze Zeit später wird Leonhard beauftragt, einen Hocker zu holen, auf den ich mich zur Geburt mit dem einen Bein aufstützen soll, um das Becken zu öffnen.
Ich halte mich nun an Leonhard zu meiner rechten und Chris an meiner linken Seite fest und gebäre so das Köpfchen meines Kindes. Ich bin leider noch immer so mit mir selbst und dem tiefen Schmerz in mir beschäftigt, dass ich nicht nach unten, zu dem was da geschieht blicken kann.
Noch ein paar Augenblicke später, um 00:04 Uhr gleitet der Körper des Kindes hinterher.
Mein Kind ist schon geboren?!
Alles geht so schnell und gleichzeitig verging die Zeit bis zu diesem Moment für mich wie in einem Zeitraffer, es ist unglaublich!
Ich setze mich auf die Toilette und Chris reicht mir ein Kind nach oben. Mein Kind.
Ein Augenblick, der bis heute für mich noch immer kaum zu fassen ist.
Es schreit kurz und ganz leise auf, während es nach oben gereicht wird, wird in meinem Arm jedoch dann gleich ganz ruhig.
Ich halte es ganz fest in meinen Armen und beginne ihm, als es ein wenig zu glucksen beginnt, erste Worte zuzusprechen. An die Worte kann ich mich leider nicht mehr erinnern, nur an den Moment. Den schönsten und unbegreiflichsten Moment meines Lebens: Ich halte nun mein Kind in den Armen, bin unglaublich geschafft und erschöpft, aber gleichzeitig der glücklichste Mensch auf Erden.
Ich bin Mutter geworden oder gerade noch im Begriff es zu werden und darf nun ein lebendiges, munteres kleines Wunderwesen in meinen Armen halten. Etwas schöneres kann ich mir kaum vorstellen.
Ich bin Mutter geworden und danke von Herzen dem ganzen Erdkreis dafür, dass ich dieses unbegreifbare Wunder nun in meinen Händen halten darf.
Die Geburt verlief im Nachhinein betrachtet so unheimlich gut und harmonisch. Alles ging gut und viel schneller und besser als je gedacht! Das Glück der Welt hatte sich wohl rein zufällig auch irgendwo in unser riesiges Geburtshausgepäck geheftet und sich uns bis zuletzt als Geheimnis offen gehalten.Welch wundersame Begegnung mit dem Leben wir doch haben durften und wie dankbar wir noch immer darüber sind!

Danke Merlin, Leonhard und ganz besonderen Herzensdank an euch, liebe Chris und liebe Silke!


<< zurück zu den Geburtsberichten

Neugeborene

Élise
04.08.2022 um 11:12 Uhr
Elise
04.08.2022 um 11:11 Uhr
Merle
19.06.2022 um 12:25 Uhr


Aktuelles

Sprechzeiten
Wir sind Montag bis Freitag von 09:00 bis 11:00 Uhr für euch da.

vom 13.06.2022 bis zum 17.06.2022 ist unser Büro nicht besetzt. Bitte richten Sie Ihre Anfragen deshalb per Mail an E-Mail.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Liebe HebammenstudentInnen und PraktikantInnen
bis einschließlich März 2024 haben wir keine freien Externats- und/oder Praktikumsplätze mehr anzubieten. Anfragen ab April 2024 sind noch möglich.
Vielen Dank für Euer Verständnis. Euer Geburtshaus-Team
Kontaktaufnahme
Für die erste Kontaktaufnahme bezüglich einer außerklinischen Geburt verwenden Sie bitte unser Kontaktformular.
Liebe Eltern,
wir sind bis einschließlich ET im Januar 2023 voll ausgebucht, Wartelistenplätze sind noch bedingt möglich, daher schicken Sie Ihre Anfragen bitte sehr frühzeitig.
Dies gilt jedoch NUR für unsere Geburtshilfe, im Wochenbett-Team gibt es noch freie Kapazitäten.
Vielen Dank und herzliche Grüße
Das Geburtshaus-Team
Akupunktur
Die Akupunktursprechstunde findet wieder im Geburtshaus Tübingen statt.
Nächster Geburtsvorbereitungskurs
Do: 01.01.1970 -
Nächster Rückbildungskurs
Do: 01.01.1970 -
Nächster Säuglingspflegekurs


Babygalerie

Jonas
geboren am 28.04.2022
um 13:33 Uhr
zur Babygalerie


Geburtsberichte

Lian Gabriel
geboren am 29.04.2022
um 07:01 Uhr
zu den Geburtsberichten


Rückblick

Rückblick
ins Jahr 2018