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Geburtsbericht

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Geburt von Marvin am 25.5.2014

Die Schwangerschaft

Als wir uns im August 2013 dazu entschlossen haben, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist ein Kind zu bekommen, habe ich mich sofort darüber informiert wo in der Nähe ein Geburtshaus ist.
Ich habe schon vor Jahren damit begonnen mich mit dem Thema Schwangerschaft auseinander zu setzen und daher oft von Alternativen zur Klinikgeburt gelesen. Leider kannte ich niemanden der außerklinisch entbunden hat und konnte daher keine Erfahrungsberichte aus dem persönlichen Umfeld einholen.
Über das Internet informierte ich mich dann über zwei Geburtshäuser in meiner Nähe (Sindelfingen). Ich fand heraus, dass es jeweils in Stuttgart und in Tübingen-Ammerbuch eines gab. Obwohl Tübingen weiter weg ist, hat mir die Internet-Info einfach besser gefallen. Das Problem war: Es war schon angekündigt, dass dieses Geburtshaus zum Jahresende schließen wird – ABER zum neuen Jahr 2014 sollte ein neues eröffnet werden. Sehr schön, dachte ich mir und habe dann am 10. September 2013 eine Mail an die Hebammen vom Geburtshaus Tübingen geschrieben mit der Info, dass ich vielleicht schwanger bin und gerne noch mehr Infos über das neue Geburtshaus haben möchte.
Schon kurz danach hat sich Chris bei mir gemeldet und wir haben ein Treffen für Ende Oktober vereinbart. Nun wusste ich auch, dass ich sicher schwanger bin.
Zur Enttäuschung meines Mannes waren es leider keine Zwillinge, sondern „nur“ ein „Einling“. Ich bin aber sehr froh darüber, da ich mit Zwillingen in eine Klinik hätte gehen müssen und nicht ins Geburtshaus hätte dürfen. Das Baby wird aber voraussichtlich im Sternzeichen Zwilling geboren werden.
Das Treffen war in einem Café in Tübingen und Chris war uns von Anfang an sehr sympathisch. Sie hat uns von den Plänen des neuen Geburtshauses erzählt und uns sehr ausführlich aufgeklärt wie eine Geburt in einem Geburtshaus aussieht. Klingt super dachten wir und haben zugesagt, dass wir so gerne unser Kind bekommen möchten.
Die Bedingungen für eine Geburtshausgeburt sind, dass die Kontrollwerte aus den Vorsorgeuntersuchungen stimmen und es keine schwerwiegenden Probleme während der Schwangerschaft gibt. Wir haben immer sehr darauf geachtet und versucht alle Empfehlungen des Arztes und der Hebamme umzusetzen.
Bis zum zweiten Drittel der Schwangerschaft habe ich die Vorsorgeuntersuchungen (alle 4 Wochen) ausschließlich bei meinem Frauenarzt gemacht. Im letzten Drittel, in dem dann alle 14 Tage kontrolliert wird, hatte ich immer im Wechsel einen Termin beim Arzt und bei der Hebamme. So hatte ich die tollen Ultraschallbilder vom Arzt und die zeitintensiven, persönlichen und sehr netten Gespräche mit meiner Vorsorgehebamme Chris.
Das Ende der Schwangerschaft kam näher und es galt an einen Geburtsvorbereitungskurs teilzunehmen. Um mich bestmöglich für eine Geburtshausgeburt vorzubereiten, schien es mir sinnvoll den Kurs bei Hebammen zu besuchen, die auch Erfahrungen mit Hausgeburten und Geburtshäusern haben.
Also meldete ich mich beim Geburtsvorbereitungskurs in Tübingen an, der von den Hebammen des Geburtshauses geleitet wird und war schon nach dem ersten Treffen begeistert. Dafür fährt man gerne „one way“ 30 km dachte ich mir. Im Vordergrund des Kurses stand eine natürliche Geburt. Die Hebamme sowie die anderen Schwangeren hatten ein super Verhältnis zueinander und konnten sich so in vertraulicher Atmosphäre sehr gut austauschen.

Der Geburtstermin von unserem Marvin wurde vom 30.05.2014 auf den 25.05.2014 vorverschoben (schon zu Beginn meiner Schwangerschaft). Das war für mich echt blöd, weil mein bester Freund mir Ende 2013 eröffnete, dass er am 24.05.2014 seine Hochzeit feiern werde. Da wollte ich unbedingt teilnehmen.
Dem 04.05.2014 (3 Wochen vor ET) habe ich sehr entgegen gefiebert. Ich war so froh als die Zeit verstrich war.( andernfalls wäre er ja ein Frühchen und sollte in der Klinik zur Welt kommen). In den Voruntersuchungen war alles in Ordnung und der „Kleine“ hatte die richtige Lage, somit stand fest, dass wir nun offiziell eine Geburtshausgeburt haben können und nicht in eine Klinik müssen.

Die Geburt

Am 24.05.2014 (Hochzeitstag meines besten Freundes) hatten wir um 12 Uhr mittags einen Vorsorgetermin mit Chris in dem inzwischen neu eröffneten Geburtshaus in Tübingen-Hagelloch. Bis dahin wurden schon 3 Kinder im Geburtshaus geboren. Die Untersuchung ergab, dass es noch keine Wehentätigkeit gab und alles OK war. Ich konnte zu der Hochzeit, die um 14 Uhr begann. Neuer geplanter Vorsorgetermin war am 29.05.2014 – Chris machte mir Mut, dass es wohl noch ein bisschen dauert.
Glücklich und zufrieden war ich bis 2 Uhr morgens (25.05.2014) bei der Hochzeitsfeier. Seit dem späten Abend zog es immer wieder im Bauch und das Sitzen wurde zunehmend unangenehmer. Naja, dachte ich mir, selbst schuld wenn du deinen hochschwangeren Körper diesen Strapazen aussetzt und nicht auf der Couch liegst und die Beine hochlegst wie eigentlich nötig wegen meiner Wassereinlagerungen.
Beruhigender Weise war die Hochzeitsfeier nur 4 Minuten vom Geburtshaus entfernt. Wir fuhren nach Hause um den lang ersehnten Schlaf nachzuholen. Das Ziehen im Bauch, das echt unangenehm war, würde sich dann sicher auch bessern.
Leider nicht. Alle 15 Minuten bin ich aufgewacht weil der Bauch so zieht. Auch nach mehreren Stunden noch. Mein Zusammenbruch! Ich bin seit 7 Uhr des Vortages wach und kann nicht schlafen, der Bauch tut weh – ich weiß nicht was los ist. Mein Mann ruft sonntags um 5 Uhr morgens bei Chris an - wir haben ein schlechtes Gewissen. Chris rät uns ein Bad zu nehmen. Ich bade nicht gerne habe es aber dennoch getan. Ich finde nicht, dass der Schmerz damit besser oder schlechter wird oder aber die Abstände größer werden. Immerhin rieche ich jetzt frisch.
Ich krieche wieder in mein Bett und schlafe so noch bis ca. 8 Uhr mit den 15-Minütigen Unterbrechungen. Ich wandere auf die Couch aus und schlafe/atme dort weiter. Mein Mann steht in SMS-Kontakt mit Chris. Wärmflasche am Rücken hilft auch nicht wirklich. Gegen 10 Uhr habe ich dann auf Anraten von Chris 2 Paracetamol gegen die Schmerzen genommen. Ich finde nicht, dass sie wirken aber mein Mann meint, dass die Abstände größer werden. Ich weine immer wieder, weil ich immer noch nicht weiß ob das richtige Wehen sind oder ich einfach nur meinen Körper überfordert habe und jetzt dafür bestraft werde. Gegen 12:30 Uhr ruft mein Mann Chris wieder an weil er meint, dass die Wirkung des Paracetamol nachlässt. Ich selbst empfand keinen Unterschied. Chris meint ganz gelassen, dass wir wenn wir wollen, uns ganz gemütlich auf den Weg ins Geburtshaus machen können.
Es ist soweit. Ich habe Respekt vor der „langen“ Fahrt dorthin, weil ich nicht weiß, wie ich die Krämpfe im Auto überstehen soll. Ich liege auf Kissen gestützt und angelehnt an den Kindersitz auf der Rückbank und habe es mir so gut es geht gemütlich gemacht. Noch habe ich Angst, dass es zu früh ist und wir diese Fahrt nochmal wiederholen müssen.
Gegen 13:30 Uhr sind wir dort und machen erst mal ein CTG. Juhu – Wehentätigkeiten! Es war also nicht um sonst. Ab jetzt bin ich richtig positiv gestimmt. Ich weiß für was ich gelitten habe. Der Muttermund ist 4 cm offen und ich werde noch an diesem Tag oder spätestens am Montag mein Kind haben. Wir laufen durch das Geburtshaus, atmen in verschiedenen Positionen, probieren die riesige Gebärwanne aus und ziehen uns dann wieder in das gemütliche Geburtszimmer zurück. Die Zeit vergeht, die Schmerzen bleiben, der Muttermund steht bei 7 cm – da fehlt nicht mehr viel und ich bin froh, weil ich weiß, dass die neue Phase bald beginnt. Noch ist meine Fruchtblase nicht geplatzt. Ich probiere mit verschiedenen Positionen und mit Druck bei einer Wehe die Blase zu sprengen – vergebens. Chris schaut immer wieder nach mir, beschäftigt sich sonst mit Bürotätigkeiten was mich sehr beruhigt, weil ich so weiß, dass alles seinen normalen Weg geht. Mein Mann steht tapfer an meiner Seite. Wir erwarten unser erstes Kind und für ihn ist alles genauso neu wie für mich. Seine Ruhe und Geduld gibt mir unheimlich viel Kraft. Immer wieder denke ich mir, dass ich nicht mehr will und es bitte endlich vorbei sein soll (aussprechen tu ich dies nicht – bringt ja eh nichts). Mein Mann spricht mir pausenlos Mut zu und lobt mich, sagt wie tapfer ich sei und wie stolz er auf mich ist.
Ohne dass Chris etwas sagt, merke ich irgendwann, dass das krampfartige Ziehen im Bauch sich ändert und der Drang kommt zu drücken (wie beim Stuhlgang). Ich drück einfach mit. Ich habe volles Vertrauen. Sie wird mir schon sagen, wenn was nicht stimmt, aber es kommt nichts. Alles normal, alles Ok. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren, ich versuche immer wieder zu schlafen, wenn der Pressdrang nicht da ist und das klappt auch ganz gut, obwohl ich keine Wehenpause in dem Sinne habe, weil der Bauch krampft. Irgendwann wurde unter einer Wehe die Fruchtblase von Chris geöffnet, weil unser Kind eine sehr dicke, robuste Blase hat. Ich merke davon nur, dass mir warmes Wasser am Bein runter läuft. Ich weiß nicht ob ich Stuhl und Urin verliere. Interessiert eh niemanden. Ich bin in der Endphase denk ich mir – Augen zu und durch – jetzt kann es nicht mehr lange dauern.
Ich nehme war, dass auch Henrike dazu kommt und Chris fragt mich, ob ich weiß was das bedeutet. Und ob ich das weiß. Ich bin so erleichtet. Wenn die zweite Hebamme kommt, dauert es wirklich nicht mehr lange. Mir ist unter den Wehen sehr heiß und ich bekomme einen kühlen Waschlappen ins Genick und kühle Luft zugefächert – welch eine Wohltat. Ich verkrampfe und mein Mann gibt mir immer wieder seine Hand die ich drücke. Ich schreie ganz fürchterlich unter den Wehen, doch alle unterstützen mich. Was für ein tolles Gefühl in dieser hilflosen Situation 3 vertraute Personen um einen herum zu haben die nichts anderes im Sinn haben als mir zu helfen.
Es kommt der Moment in dem Chris sagt ich soll mal nach unten fassen, der Kopf ist schon zu spüren. Das ist sooo super – ich werde es schaffen. Noch etwa 10 Wehen hat es gedauert. Mit Glockenschlag 21:45 Uhr wird unser Marvin dann endlich geboren. Ich bin im 4-Füßlerstand auf dem Bett während die Hebammen unseren Jungen auffangen. Ich leg mich in Seitenlage auf das Bett und Marvin wird direkt neben mich gelegt. Mein Mann und ich sind überglücklich und bekommen jetzt etwas Zeit für uns 3. Die Hebammen verlassen den Raum,  damit wir uns kennen lernen und etwas erholen können. Nach ca. 30 Minuten darf der stolze Papa die Nabelschur durchschneiden. Wenig später habe ich noch eine Wehe. Die Plazenta muss auch noch raus.
Marvin wird begutachtet, untersucht, gewogen und gemessen und Fußabdrücke genommen. Dann bin ich dran. Mist –  ein paar Stiche gegen Risse in der Scheide müssen noch sein. Dafür ist der Damm perfekt. Na was soll`s – ich habe es schließlich hinter mir!

Weil wir alle wohl auf sind (und auch verdammt müde) dürfen wir gegen 1 Uhr morgens am 26.05.2014 das Geburtshaus verlassen.

Wir sind überglücklich, dass die Geburt so optimal verlaufen ist. Ich kann es mir jetzt noch weniger vorstellen in einer anonymen, sterilen und hecktischen Klinik zu entbinden. Schon gar nicht, nachdem ich den Luxus des Geburtshauses erfahren durfte! Diesen Weg würden wir immer wieder so gehen, wir haben nichts bereut.

Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei dem Hebammen-Team des Tübinger Geburtshauses. Ihr seid unsere Helden!

Wir  hoffen inständig, dass der Gesetzgeber erkennt wie wichtig die Hebammen für unsere Gesellschaft sind. Was Hebammen tagtäglich leisten und welche Entschädigung Sie dafür bekommen! Jeder, der auch nur kurz darüber nachdenkt merkt, dass im Verhältnis etwas nicht stimmt! Ihre Arbeit ist lebensnotwendig!
Wir kämpfen für unsere Hebammen!!!

Die überglücklichen Eltern von Marvin

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04.08.2022 um 11:12 Uhr
Elise
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